Die Natur hat 10 000 Jahre gebraucht, um die Böden Mitteleuropas zu schaffen. Nach der Eiszeit ließen die zurückweichenden Gletscher nur kahle Felsen und, vor allem in Norddeutschland, öde Sand- und Schotterflächen zurück. Wetter und fließendes Wasser haben das Gestein mit der Zeit immer mehr zermürbt und zerkleinert. Herangewehter Sand lagerte sich in den Spalten ab. Flechten und Moose siedeln sich an. Ihre abgestorbenen Reste zersetzten sich, erste winzige Fleckchen Humus entstanden. Sie boten Lebensraum für anspruchslose Kräuter, Grasbüschel und Heidepflanzen, deren Samen der Wind herantrug. Mit der Zeit bildete sich so eine durch Eisensalze braungefärbte, tonhaltige Erde über der Gesteins- oder Sandschicht. Niedrige Büsche siedelten sich an, später sogar Bäume, deren Wurzeln das Gestein bis in große Tiefen zersprengten. Je nach Art des darunterliegenden Gesteins (etwa Granit, Basalt, Kalk, Sandstein, Löß, Eiszeitsande) und abhängig von Klima (Temperaturen), Wasserzufuhr (Regenmenge), Relief (Hang- oder Tallage), menschlicher Einflußnahme (etwa Waldabholzung, Moorkultivierung) bildeten sich verschiedene Bodentypen mit unterschiedlicher Fruchtbarkeit aus.

Wenn man einige Meter tief gräbt, läßt sich am „Bodenprofil“ gut erkennen, wie Boden entsteht. Man erkennt deutliche Schichten, sogenannte „Bodenhorizonte“: Zuunterst das unverwitterte Grundgestein, das nach oben hin immer mehr Spalten aufweist und schließlich in einzelne Körner und Steine zerfallen ist. Sie sind eingebettet in den mineralstoffreichen, doch noch unbelebten „Unterboden“. Darüber schließlich liegt der fruchtbare „Oberboden“, die von unzähligen Tieren und Pflanzen bewohnte dunkle Humusschicht. Diese dünne dunkle Schicht, deren Stärke je nach Region von einigen Zentimetern bis einigen Metern reicht, ist die Grundlage allen Lebens auf dem Festland!