In einer Handvoll guten Humusbodens gibt es weitaus mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Ohne diese Lebewesen wäre längst jedes Leben auf der Erde an Nährstoffmangel eingegangen oder unter Leichen erstickt. Sie sorgen gemeinsam dafür, da das Leben auf der Erde sich im ewigen Kreislauf erneuert, daß Blätter, Pflanzenreste, Exkremente und Leichen von Tieren sich nicht anhäufen können. Sie zerlegen die organischen Stoffe, aus denen Tiere und Pflanzen bestehen, wieder in Kohlendioxid, Wasser und Nährstoffe, die so einer neuen Pflanzengeneration zur Verfügung stehen.

Eine Vielzahl von Nahrungsketten greift reibungslos ineinander: Größere Tiere wie Regenwürmer, Tausendfüßer, Insektenlarven und Springschwänze fressen die Pflanzenreste, zerkleinern sie mechanisch und bieten so weiteren Tieren und Pilzen Angriffsstellen. Andere Tiere haben sich auf den noch immer nährstoffreichen Kot dieser „Primärzersetzer“ spezialisiert und bauen ihn weiter ab; ihre Hinterlassenschaft wiederum bietet Bakterien die Lebensgrundlage, die daraus mineralische Pflanzennährstoffe formen. Diese Bakterien stellen ihrerseits die Nahrung von Einzellern dar, diese werden von größeren Räubern erbeutet, die wiederum das Opfer etwa von Maulwürfen, Spinnen, Hundertfüßlern oder Insekten werden und natürlich gibt es auch Spezialisten, um deren Leichen zu beseitigen.

Gespeist werden all diese Aktivitäten von der Sonnenenergie, die in den energiereichen Molekülen der Abfälle gespeichert ist.

Die wichtigsten und auch von der Masse her bedeutendsten Bodenbewohner gehören zur Mikroflora: Bakterien, Pilze, Strahlenpilze, Hefen und Algen. In einem Quadratmeter Humusboden von nur wenigen Zentimetern Tiefe können mehr als eine Billiarde (eine Million Milliarden) Bakterien leben und ihrer segensreichen Verwesungstätigkeit nachgehen. Die Gesamtheit der Bodenorganismen nennt man Edaphon.

Neben den Zersetzern bietet der Erdboden natürlich noch vielen anderen Tieren Lebensraum, Versteck und Nahrung, etwa Ameisen, Wühlmäusen, Insektenlarven, Käfern und dem anerkannt wichtigsten Bodenverbesserer, dem Regenwurm. Viele von ihnen bohren Tunnel und tragen dadurch zur Auflockerung und Durchlüftung bei. Denn Sauerstoff ist für all die Abbauvorgänge im Boden wichtig. In schlecht belüftetem Boden verfault die Biomasse, Giftstoffe werden frei, und der Boden versauert. Der Landwirt ist also gut beraten, diese Bodenlebewesen zu unterstützen, etwa durch schonende Bodenbearbeitung, wo nötig Kalkdüngung und durch Gründüngung.